Gedenktafel Julius-Flörsheim

Holocoust Gedenktafel Julius Flörsheim, Brüder-Grimm-Schule, Luxemburgerallee 1-3, Frankfurt am MainAbbildung: Die Gedenktafel in der Brüder-Grimm-Schule
» Luxemburgerallee 1-3, Frankfurt am Main

Aufgabenstellung:

Eine Schüler-AG begibt sich auf Spurensuche eines 1935 aus rassistischen Gründen entlassenen Lehrers der Schule. Die Ergebnisse ihrer Recherche dokumentieren sie in einem Buch, in dem sie auch ihre Gefühle und Gedanken während ihrer Nachforschungen dokumentieren.
Klaus Kaduk und Magdalene Simon leiten die AG. Sie beauftragen mich vertrauensvoll mit der Gestaltung einer Gedenktafel für ihren ermordeten Kollegen Julius Flörsheim, seine Familie und zwei couragierte Lehrkräfte dieser Zeit.
Vorgegeben ist lediglich die Platzierung der Gedenktafel im Schulgelände.

Gedenktafel Text

An dieser Schule lehrte Julius Flörsheim von 1914 bis 1935.
Er war gerne Lehrer.
Sein Schulleiter Fafflock und sein Kollege Ruppel traten für ihn ein und
wendeten sich gegen die herrschenden Rassengesetze der Nationalsozialisten
Ruppel half, dass Flörsheims Sohn Werner Bernhard nach England emigrieren konnte.
Julius Flörsheim, seine Frau Jenny und sein Sohn Kurt wurden am 19.10.1941 von
Frankfurt am Main in das Ghetto Litzmannstadt/Lodz deportiert.
Dort verliert sich ihre Spur.

„Über die Deportationen sollte nicht geschwiegen werden,
denn nur so können wir verhindern, dass Menschen so ein Leid durchmachen müssen.“
Jasmin und Lidija

„Wir wollen hinsehen und nicht wegsehen lernen. Das haben wir uns vorgenommen.“
Adrijana, Marianne und Sabrina

„Wer hat dem Mut, wer überwindet die Trägheit, wer hilft heute, wenn Menschen Unrecht geschieht?“
Adrijana, Marianne und Sabrina

„Ich glaube, Geschichte wiederholt sich immer, und ich will wissen, wie ich reagieren muss, um Diskriminierungen, Intoleranz und Rassismus klar entgegen treten zu können.“
Ana

„Von 1125 Menschen des Transports am 19. Oktober 1941 (die Zahlen variieren: einige Quellen sprechen von 1113 und sogar von 1180 Personen) von Frankfurt in das Ghetto Litzmannstadt/Lodz haben nur 3 Menschen überlebt.“
Benjamin und David

Zitate: Schülerinnen und Schüler der Brüder-Grimm-Schule, 2002/2003.
Abbildungen: -Neuankömmlinge beim Appell im KZ Buchenwald, November 1938, United States Holocaust Memorial Museum in Washington DC;
– Akten zur Entlassung Julius Flörsheims der Stadt Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main
Aus: „Julius Flörsheim – ein jüdischer Lehrer an der Brüder-Grimm-Mittelschule in Frankfurt am Main, 1914-1935“. Publikation der Geschichts-AG, Brüder-Grimm-Schule, FFM, 2003
Konzeption und Realisation der Gedenktafel: Bernd Fischer, Offenbach am Main, 2004

Künstlerische Lösung

Die Dokumentation Julius Flörsheim, ein jüdischer Lehrer an der Brüder-Grimm-Mittelschule in Frankfurt am Main, eine von der Geschichts-AG geleistete Forschungsarbeit, ist die grundlegende Materialquelle für meine gestalterische Arbeit. Die Äußerungen der Schüler und Schülerinnen, in denen sie ihre Arbeitsmotivation, ihre gewonnenen Erkenntnisse oder ihrer Gefühle über dieselben prägnant zum Ausdruck gebracht haben, sind mir genauso wichtig wie die Informationen über die historischen Ereignisse.

Das Glück, den einzigen Überlebenden der Familie Flörsheim, Werner Bernhard, einen der beiden Söhne von Julius und Jenny, persönlich kennenlernen zu dürfen und mit ihm den von mir verfassten Text (mit weißer Schrift in die schwarzen Schulamts-Dokumente gesetzt) besprechen zu können, wird mir eine unvergessliche und zutiefst freundliche Erinnerung bleiben.

Übergabefeier in der Brüder-Grimm-Schule, 2005Magdalene Simon, Initiatorin der Spurensuche und Gedenktafel (im gelben Jackett)(Von links) Schwiegertochter von Mr. Flörsheim, Werner Bernhard Flörsheim, Enkeltochter von Mr. Flörsheim, Klaus Kaduk, Schülerinnen und Eltern vor der Julius Flörsheim Gedenktafel in der Brüder-Grimm-Schule

Abbildungen: Enthüllung und Übergabefeier 10. März 2005
Von links oben nach rechts unten: Übergabefeier in der Brüder-Grimm-Schule, 2005 / Magdalene Simon, Initiatorin der Spurensuche und Gedenktafel (im gelben Jackett) / (Von links) Schwiegertochter von Mr. Flörsheim, Werner Bernhard Flörsheim, Enkeltochter von Mr. Flörsheim, Klaus Kaduk, Schülerinnen und Eltern / Schülerinnen vor der Julius Flörsheim Gedenktafel in der Brüder-Grimm-Schule.

Übergabefeier in der Brüder-Grimm-Schule, 2005 Magdalene Simon, Initiatorin der Spurensuche und Gedenktafel (im gelben Jackett)(Von links) Schwiegertochter von Mr. Flörsheim, Werner Bernhard Flörsheim, Enkeltochter von Mr. Flörsheim, Klaus Kaduk, Schülerinnen und Eltern vor der Julius Flörsheim Gedenktafel in der Brüder-Grimm-Schule.

Die Verwendung eines Glasverbunds ermöglicht die Wiedergabe von Fotos und Text und die räumliche Gliederung der Informationen.
Auf der oberen Glasfläche stehen Zitate von Schüler/innen. Durch diese obere Glasscheibe hindurch wird eine untere sichtbar, erkennbar an den stofflichen Oberflächenunterschieden und an den Verschiebungen der beiden Ebenen zueinander (wenn man an der Gedenktafel vorbeigeht).

Das Dokument ist in der Gestaltung der Gedenktafel der Brüder - Grimm - Schule, FfM verwendet - im Ausschnitt und in der Verkehrung in ein Negativ als Hintergrund der Lebensdaten des Lehrers Flörsheim Quelle: Publikation der Geschichts AG der Schule: "Julius Flörsheim, ein jüdischer Lehrer an der Brüder-Grimm-Mittelschule in Frankfurt am Main", 2003Bernd Fischer: Das Dokument ist in der Gestaltung der Gedenktafel der Brüder - Grimm - Schule, FfM verwendet - im Ausschnitt und in der Verkehrung in ein Negativ als Hintergrund der Lebensdaten des Lehrers Flörsheim Quelle: Publikation der Geschichts AG der Schule: "Julius Flörsheim, ein jüdischer Lehrer an der Brüder-Grimm-Mittelschule in Frankfurt am Main", 2003

Abbildungen: Akte Flörsheim
Die Dokumente aus der Akte Flörsheim sind in der Gestaltung der Gedenktafel der Brüder – Grimm – Schule, FfM verwendet – im Ausschnitt und in der Verkehrung in ein Negativ als Hintergrund der Lebensdaten des Lehrers Flörsheim.
Quelle: Publikation der Geschichts AG der Schule: „Julius Flörsheim, ein jüdischer Lehrer an der Brüder-Grimm-Mittelschule in Frankfurt am Main“, 2003

Auf der unteren Glasscheibe sind ein Foto, das Häftlinge im KZ-Buchenwald zeigt, Dokumente der Schulbehörde (Akte Flörsheim) und eine biografische Notiz über den ehemaligen Lehrer und zwei seiner Kollegen zu sehen. Diese Informationen, die durch die Arbeit an der Schule in unsere Gegenwart geholt worden sind, liegen nun wie eine tiefere, sichtbar gewordene, archäologische Schicht unter den Worten der Schüler von 2003.

Mit dem gewählten Druckverfahren konnten die Bilder und Texte mit extrem resistenten Farben ausgeführt werden.

Technische Angaben

Glasverbund aus 2 Sicherheitsglasscheiben
Keramische Glasmalfarben, Siebdruck
76 x 120 cm
Freistehend vor der Wand montiert

Auftraggeber: Klaus Kaduk, Magdalene Simon, Frankfurt/Main
Textvorgabe: Dokumentation der Spurensuche AG, Brüder-Grimm-Schule
Text- und Bildauswahl: Bernd Fischer
Gestaltung: Bernd Fischer, Offenbach/Main
Fertigstellung: 2005

» BENN, Martin, 2005. Die Gedenktafel als Kunstwerk.
Ansprache, Enthüllung und Übergabefeier, 10. 03. 2005

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